42. Weltradsportwoche in Hartberg

42. Weltradsportwoche in Hartberg
Bericht von Wolfgang Treitler

Die 42. Weltradsportwoche, zum zweiten Mal in Hartberg vom 14.-22.8.
ausgetragen, hatte zwei Schnecke-Teilnehmer, die alle acht Rennen der Gesamtwertung fuhren: unseren Obmann Karl (Master V) und mich (Master III).
Den Reiz dieser Radsportwoche machen mehrere Faktoren aus: Man fährt gegen internationale Konkurrenz aus fast allen Kontinenten, hat zwischen dem 1-km-Prolog am 14.8. und dem Einzelzeitfahren am 22.8. in der Kategorie Master V 296,6 km und in Master III 326 km unter Volllast zu bestreiten, hofft jeden Tag das Beste, ist taktisch vor allem mit seinen eigenen Möglichkeiten beschäftigt und misst die Grenzen aus. Trost und Kräftigung kann man sich danach holen, wenn man über die eigenen Heldentaten mit andern Helden spricht und bei einem der zahlreichen guten Heurigen oder Gastronomiebetriebe die leeren Speicher füllt.
Karl und ich hatten einige sehr starke Momente und manche kleine Niederlagen. Beim Kriterium am 15.8. hielten wir uns beide sehr gut und fuhren in der Spitze, was Karl den 10. Platz und mir den 4. Platz eintrug.
Das tags darauf folgende Straßenrennen in Sebersdorf über 76 km brachte in Master III eine Vorentscheidung, weil Stephen Fairless (AUS) und Wolfgang Lackner mit einer Gruppe von Master-II-Fahrern vom Hauptfeld wegkommen konnten und einen uneinholbaren Vorsprung herausfuhren. In Master V wieder zeigte sich, dass bei solchen internationalen Rennen jeder Meter zählt. Zur Hälfte des Rennens ging es mit 80 km/h hügelabwärts. Just in dieser Passage verlor Karl den Windschatten und hatte mühsame 38 km bis ins Ziel vor sich.
Das Hartberger Straßenrennen (18.8.) wies einen sehr unangenehmen 1,2-km-Anstieg auf, den Master IV dreimal und Master III viermal zu bewältigen hatten. Karls Beine verlangten nach dem ersten Mal eine etwas geringere Intensität und brachten ihn mit unterschiedlichen Gruppen ins Ziel. In Master III hatte beim ersten Anstieg der Vorjahressieger Fairless einen Schaltdefekt und gab nach drei Runden auf; damit war Lackner der Gesamtsieg faktisch nicht mehr zu nehmen, wenn technisch alles hielt, und das war der Fall, einschließlich der Batterie seiner elektronischen Schaltung, die im Vorjahr beim letzten Straßenrennen fast völlig leer war. Mir gelang hier der 4. Platz, gegen den allerdings ein Weisheitszahn zu rebellieren begann. Er führte mich zum Zahnarzt und dieser in die Apotheke, wo ich Antibiotika beheben musste, um die Radsportwoche zu Ende fahren zu können. Keine günstigen Bedingungen, aber immerhin machbare.
Das Pöllaubergrennen und der Bergsprint setzten uns weiter zu. Als Karl auf der halben Höhe des Bergsprints die Neuberger Burg wie eine undurchdringliche Wand aufragen sah, wollte er auf der dortigen 12%-Steigung noch einmal einen Gang höher schalten – er hatte jedoch sein Ritzelpaket schon vollständig ausgeschöpft und schien zu stehen.
Aber als Bergsteiger wusste er, was zu tun war: immer nur weiter, immer nur weiter.
Beim abschließenden 17,5-km-Zeitfahren gaben wir beide noch einmal das Letzte, motiviert durch Alfred, der ebenfalls wie Karl in Master V das Rennen bestritt. Alfred belegte mit seiner Zeit 24:34,31 min. den hervorragenden 3. Platz, Karl wurde nach 29:16,29 als 18. klassiert, und ich tauschte 24:24,62 min. lang den Muskel- gegen den Zahnschmerz und wurde damit 8. in Master III. Als ich am Abend den bekannt schnellen Dimitri Buben (Master IV; BLR; 23:10,48 min.) fragte, um etwas für mich zu lernen, wie er seine Zeitfahren anlegt und welche Übersetzungen er gewählt hat, sagte er mir: „I don’t know. I use 53 in front. And I drive as fast as I can.“ Das mache ich alles auch, sagte ich ihm, allerdings brauche ich dafür fünfviertel Minuten länger.
Nach einer Woche hatten Karl und ich nicht nur schwere Beine und müde Augen, sondern auch die Zufriedenheit, die Weltradsportwoche mit guten Gesamtergebnissen beendet zu haben. Denn Karl hatte sich den 10. Gesamtrang in Master V gesichert (Gesamtsieger Johann Taucher), mir war in Master III der 5. Gesamtrang gelungen (Gesamtsieger Wolfgang Lackner) – am Ende einer wirklich spannenden Weltradsportwoche, die das Team um Gerhard Mayer professionell organisiert und durchgeführt hat. Man darf sich auf das nächste Jahr freuen.

Ergebnisse
Fotos